Die deutsche Mikroelektronikindustrie hat sich in den letzten Jahren, auch aufgrund des internationalen Wettbewerbs, auf ihre technologischen Stärken konzentriert.
Statt standardisierte Massenprodukte herzustellen, haben sich Unternehmen in Deutschland auf komplexe und multifunktionale Mikroelektronik und Sensorik für Anwendungsfelder wie z. B. Automobiltechnik, sichere Identifikation und Transaktion, Energieerzeugung oder -verteilung und Industrieautomatisierung spezialisiert. Zusätzlich zu den eigentlichen Halbleiterherstellern sind heute zudem Unternehmen ohne eigene Produktionskapazitäten erfolgreich, die Auftragsfertiger nutzen. Auch in Deutschland gibt es bedeutende Auftragsfertiger, sogenannte Foundries, die hochmoderne Halbleiterbauelemente flexibel und individuell nach kundenspezifischen Anforderungen herstellen.
Von besonderer Bedeutung für den Innovationsstandort Deutschland ist auch das breite Angebot anwendungsnaher Forschung einschließlich des Transfers von Forschungsergebnissen in die Anwendung. Dafür stehen vorrangig Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik bündelt die Expertise von elf Instituten mit insgesamt rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, plus fünf Gastinstituten aus anderen thematisch verwandten Fraunhofer-Verbünden. Der Verbund ist ein wichtiger Standortfaktor gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen, welche auf Basis von Mikroelektronik ihre Innovationen vorantreiben (siehe: Potenziale der Forschungseinrichtungen nutzen).
Auf diese Weise sind in Deutschland führende Industriezweige und Unternehmen mit FuE-Kompetenzen entstanden, die mit hochinnovativen Produkten und Dienstleistungen auf Basis von Elektroniksystemen signifikante Markterfolge erzielen konnten. Dies schließt sowohl den Zuliefererbereich (Material, Komponenten und Anlagen) als auch die deutschen Anwenderbranchen ein. In der Breite der Abdeckung und der Qualität all dieser Innovationsfaktoren hat Deutschland im globalen Maßstab eine sehr gute Wettbewerbsposition.
Die Bundesregierung wird den Austausch mit Unternehmen, Interessensverbänden und Forschungseinrichtungen in der Mikroelektronik ausbauen. Ein wichtiges Element hierbei sind Gespräche mit Branchenvertretern, sowohl in Expertengesprächen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zu technologischen Entwicklungen und künftigen Anforderungen als Teil des Agendaprozesses Mikroelektronik, als auch im Rahmen der Dialoge des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit der Wirtschaft.
Die Digitalisierung der Wirtschaft wird durch Mikroelektronik erst möglich. Dafür ist jedoch nicht nur technologische Kompetenz erforderlich: Über den Erfolg der deutschen Wirtschaft im globalen Wettbewerb entscheiden auch Rahmenbedingungen, Standards und Regelsetzungen. Diese sollen im Rahmen der neuen Plattform Industrie 4.0 diskutiert und vorangetrieben werden. Dort sind BMWi, BMBF sowie Spitzenvertreter der Industrie und der Industrieverbände sowie der Gewerkschaften und der Wissenschaft vertreten.