Qualifizierte Fachkräfte sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Sie sichern Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum und damit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlstand.
Allerdings sind besonders Berufszweige in der Mikroelektronik- und Halbleiterbranche vom Fachkräftemangel betroffen. Die Branche steht zudem vor der großen Herausforderung einen umfassenden Transformationsprozess hin zu mehr Digitalisierung bewältigen zu müssen. Dieser kann nur mit fachlich und strategisch gut gebildetem Personal realisiert werden. Dem Fachkräftemangel im Bereich der Mikroelektronik- und Halbleiterbranche muss also auf quantitativer und qualitativer Ebene begegnet werden. Dies geht einher mit einer Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Forschung und Industrie.
Für die Transformationsprozesse selbst benötigen Fachkräfte entsprechende Weiterbildungen, aber auch für die durch die Digitalisierung neu entstehenden Arbeitsfelder müssen Fachleute fit gemacht und Nachwuchskräfte akademisch ausgebildet werden.
In hochdynamischen Bereichen wie der Mikroelektronik- und Halbleiterindustrie sind Fachkräfte aber auch wichtige Innovationstreiber, die neueste Erkenntnisse aus der Forschung für Produkte, Dienstleistungen und Technologien nutzen. Für Deutschland und Europa sind diese Expertinnen und Experten besonders wichtig, um eigene Entwicklungen und Produktionen voranzutreiben und technologisch souverän zu bleiben oder zu werden. Damit das gelingt, müssen die derzeit bestehenden Lücken im Wissenstransfer zwischen Forschung und Ausbildung geschlossen werden. Insbesondere Absolventinnen und Absolventen verfügen häufig nicht über die von der Industrie benötigten Kompetenzen. Hier braucht es eine Erweiterung der akademischen Ausbildung, in die neueste Forschungsergebnisse einfließen. Aber auch bereits gut ausgebildete Fachkräfte müssen stetig weitergebildet werden, um mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten zu können. Fort- und Weiterbildungen sind also eine wichtige Säule auf dem Weg zu mehr Technologiesouveränität.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat darum die Mikroelektronik-Akademie ins Leben gerufen und fördert mit insgesamt 7,5 Millionen Euro die Qualifizierung von Arbeitskräften in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik. Die am 01.12.2022 von der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) gegründete Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Ausbau praxisorientierter Qualifizierung für die Mikroelektronik konsequent voranzutreiben und hierfür in den kommenden Jahren zur zentralen Anlaufstelle zu werden. Forschungsinstitute, Hochschulen, Universitäten und weitere Bildungsträger entwickeln gemeinsam mit Partnern aus der Industrie neue Qualifizierungsangebote für Techniker und Studierende. Schwerpunkte liegen zunächst in den drei Bereichen „ressourcenbewusste Informations- und Kommunikationstechnologien“, „Design mikroelektronischer Schaltungen und Systeme“ sowie „praxisorientierte Halbleitertechnik und –technologie“.
Bei der Entwicklung praxisbezogener Bildungsmodule nutzt die Mikroelektronik-Akademie bewusst Synergien zwischen Forschung, Bildung und industrieller Anwendung, um mit seinen Bildungsprogrammen dem konkreten Qualifizierungsbedarf der Unternehmen gerecht zu werden. Der kontinuierliche Ausbau des Weiterbildungsportfolios um weitere Themenbereiche ist dabei Teil des Konzepts.
Eine solide Fachkräftebasis wird aber auch benötigt, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und mit energie- und ressourcensparsamen Technologien zur Dekarbonisierung beizutragen. Im Bereich grüner Informations- und Kommunikationstechnologien fördert das BMBF daher schon lang innovative Projekte (z. B. das Kompetenzzentrum "Green ICT @ FMD") und sorgt damit dafür, dass die Innovationspipeline gut gefüllt ist. Ziel ist es nun, die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den FuE-Projekten in Aus- und Weiterbildungsinhalte einfließen zu lassen, damit Fach- und Nachwuchskräfte diese in der Praxis nutzen und zu praktischen Anwendungen weiterentwickeln können.
Als Maßnahme, die sowohl bei betrieblich notwendigen Transformationsprozessen ansetzt als auch den digitalen Strukturwandel im Blick hat, zahlt die Gründung der Mikroelektronik-Akdademie auf die von der Bundesregierung im Oktober 2022 verabschiedete Fachkräftestrategie ein.
Mit dem Fokus auf Qualifizierungskonzepten für die technologische und ökologische Transformation leistet sie gleichzeitig einen Umsetzungsbeitrag zu der „Nationalen Weiterbildungsstrategie“ von Bund, Ländern, Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und weiteren relevanten Akteuren.