Evaluation des Rahmenprogramms „Mikroelektronik aus Deutschland – Innovationstreiber der Digitalisierung“
Das Rahmenprogramm „Mikroelektronik aus Deutschland“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurde im Jahr 2016 mit einer Laufzeit von 5 Jahren gestartet. Zur Stärkung der Mikroelektronik-Forschung und -Wertschöpfung in Deutschland bündelt es drei strategische Förderinstrumente: erstens die nationale Verbundförderung in 15 Förderrichtlinien (Volumen: 330 Millionen Euro), zweitens die nationale Umsetzung und Administration der europäischen Verbundprogramme ECSEL und PENTA (117 Millionen Euro), drittens die Investitionsmaßnahmen zur Einrichtung der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) (350 Millionen Euro) und zur Implementierung der universitären Forschungslabore Mikroelektronik Deutschland (ForLabs) (50 Mio. €). Diese Investitionsmaßnahmen stellen eine Besonderheit des Programms dar.
Zentrale Befunde
- Akteure und Netzwerke: Das Rahmenprogramm erreicht die zentralen Akteursgruppen des deutschen Mikroelektronik-Ökosystems aus Technologie und Anwendung und leistet durch die kooperative Forschung wichtige Beiträge zur Vernetzung in nationalen und europäischen Innovationspartnerschaften und Wertschöpfungsketten. Als Instrument funktioniert die Verbundförderung gut und hat sich auch in diesem Programm bewährt.
- Forschungsstrukturen: Die Investitionsförderung erweist sich als sinnvolle Ergänzung zur Verbundförderung, da sie instituts- und hochschulübergreifende Forschungsstrukturen schafft, die wiederum zukünftigen Kooperationen mit den Technologieentwicklern und -anwendern zugutekommen können. Aufgrund von längeren Wirkungsketten beim Aufbau neuer Forschungsstrukturen und coronabedingten Einrichtungsverzögerungen werden die Wirkungen auf Forschungsprojekte erst später messbar werden.
- Märkte und Technologien: Die Technologieorientierung unterstützt die Akteure dabei, strategisch relevante Technologiekompetenzen in den Forschungskooperationen weiterzuentwickeln, die Anwendungsorientierung sorgt für eine zielgerichtete, effiziente Ausgestaltung der FuE-Vorhaben. Die adressierten Anwendungsfelder werden unterschiedlich gut erreicht: Industrie 4.0 und Mobilität haben zur Verbundförderung höchst kompatible Sektorstrukturen, während in den Bereichen Gesundheit und Energie die Mikroelektronik-relevante Arbeitsteilung von KMU, Großunternehmen und Wissenschaft weniger eng ist, um direkt in Verbundprojekten überführt zu werden.
- Systemdesign und Hardware-Software-Integration: Hard- und Software werden zunehmend als gleichwertige Komponenten immer komplexerer Technologiesysteme entwickelt und verwendet. Bisher auf Hard- oder Software spezialisierte Akteure der anwendungsorientierten Forschung haben darum großen Bedarf, ihre Fähigkeiten im jeweils anderen Bereich zu erweitern, und so ihre Systemdesignkompetenzen zu stärken. Dieser Trend wurde im Förderprogramm bisher noch zu wenig abgebildet.
- Technologische Souveränität: Das Programm leistet durch die Stärkung wichtiger Schlüsseltechnologiekompetenzen Beiträge zur Erhöhung der technologischen Souveränität in Wirtschaft und Gesellschaft. Die strategische Bedeutung einer hinsichtlich Verfügbarkeit und Sicherheit verlässlichen Mikroelektronik wird in Zukunft noch zunehmen. Förderschwerpunkte müssen folglich strategisch gesetzt und dem Ziel entspre-chend im nationalen oder europäischen Kontext angegangen werden.
Seiten: 11
Erscheinungsjahr: 2023
Autor: Thomas Stehnken, Michael Neumann, Jonathan-Aton Talamo, Michael Astor, Michael Ploder, Marija Breitfuss-Loidl, Enikö Linshalm, Beate Deixelberger, Carl-Ernst Forchert, Angela Blume, Thomas Viebranz