Deutschland und Europa sind in der Mikroelektronik intensiv in globale Wertschöpfungsketten eingebunden. Vertrauenswürdigkeit von Elektronik-Komponenten und -Systemen ist eine große Herausforderung.
Europäische Unternehmen sind Lieferanten und Bezieher von Chips und Elektronik-Komponenten und somit sowohl als Importeure als auch als Exporteure in die globalen Wertschöpfungsketten eingebunden. Um zuverlässige Produkte entwickeln und fertigen zu können, wird eine entsprechend vertrauenswürdige Elektronik benötigt. Vertrauenswürdigkeit bedeutet, dass wir nicht nur genau wissen, wie die einzelnen Komponenten funktionieren und deren Fertigung verstehen, sondern auch, dass wir diese überprüfen und ihre Sicherheit kontrollieren können. Nur dann kann sie etwa beim autonomen Fahren, in kritischen Infrastrukturen wie der Energieversorgung oder in der modernen Medizin eingesetzt werden.
Bei den Risiken unterscheidet man im Wesentlichen drei Gefahrengruppen: Fehlerhafte Produktion, Manipulationen von außen und Fälschungen. Diese Risikoquellen müssen systematisch ausgeschlossen werden. Dazu bedarf es der Stärkung europäischer Forschung, aber auch des Ausbaus der Mikroelektronik-Fertigung in Europa.
Um technologisch souverän zu agieren, müssen Forschung und Industrie Anforderungen an die Vertrauenswürdigkeit von Technologien, Produkten und Dienstleistungen formulieren und in Standards einbringen.
Zur Vertrauenswürdigkeit von Elektronik haben Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft aus einem Strategiegespräch des BMBF ein richtungsweisendes Impulspapier entwickelt.
Die Leitinitiative „Vertrauenswürdige Elektronik“ fördert derzeit die Entwicklung von Standards, Normen und Prozesse vom Entwurf bis hin zur Herstellung, Validierung und Zertifizierung. Diese sollen dann in vertrauenswürdigen und sicheren Elektronikkomponenten und –systemen münden und vertrauenswürdige Chips „Made in Germany“ ermöglichen.
Der Schwerpunkt der Leitinitiative sind die ZEUS-Projekte (Bekanntmachung „Vertrauenswürdige Elektronik (ZEUS)“). Seit 2020 arbeiten 14 Projekte an allen Schritten vom Design bis zur Fertigung. Im Rahmen der Konferenz „Vertrauenswürdige Elektronik“ am 14.4.2021 wurden diese Projekte vorgestellt. Um Lösungskonzepte für sichere Wertschöpfungsketten zu entwickeln, wird beispielsweise im Leuchtturmprojekt „Velektronik“ eine Vernetzungsplattform als Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie aufgebaut. Ziel der Plattform ist es, eine technologische Übersicht zu bieten und Beiträge zu notwendigen Standardisierungen zu leisten. Über einen Industriebeirat ist eine starke industrielle Relevanz und Akzeptanz garantiert.
Am 9. und 10.3.2022 findet digitale Fachkonferenz „Vertrauenswürdige Elektronik 2022“ statt. Das BMBF lädt die Fachcommunity aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie die interessierte Öffentlichkeit ein, „Vertrauenswürdige Elektronik“ im nationalen und internationalen Kontext zu diskutieren und die Richtung für die weitere Forschung mitzubestimmen. Das im Rahmen der Konferenz veröffentlichte Referenzpapier Velektronik dient als Anregung für konstruktive Diskussionen. Ziel der Konferenz ist die Erstellung einer Roadmap, die zu erreichende Meilensteine auf dem Weg bis zur nächsten Konferenz definiert.